Handwerksbetriebe finden nicht genug Auszubildende
Das Handwerk sorgt sich um fehlende Fachkräfte. „Etwa 11 000 Ausbildungsplätze blieben im Jahr 2011 im Handwerk unbesetzt, die Zahl der Ausbildungsverträge ging um 1,5 Prozent zurück“, sagte Otto Kentzler, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH), bei einem Pressegespräch in Essen. „Die Betriebe wollen ausbilden, sie finden aber oft schon im zweiten oder dritten Jahr in Folge keine Auszubildenden mehr“, so Kentzler.
Das Bemühen der Handwerksbetriebe um Nachwuchs dokumentiere auch die Zahl der bis zum Stichtag 30. April 2012 gemeldeten neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge. „Mit 30 891 liegt die Zahl um 10,4 Prozent höher als im Vorjahreszeitraum“, so Kentzler. „Das zeigt: Die Handwerksbetriebe werben immer frühzeitiger um die Auszubildenden und warten nicht ab, bis sich qualifizierte Schulabgänger anderweitig orientiert haben.“ Neben Haupt- und Realschülern gehe das Handwerk auch gezielt auf Abiturienten zu. Denn es biete High-Tech-Arbeitsplätze mit Perspektive, wie etwa im Kfz-Gewerbe.
„Der Kfz-Mechatroniker ist die Nummer 1 unter den Ausbildungsberufen im Kfz-Handwerk“, betonte Wilhelm Hülsdonk, Bundesinnungsmeister des Kfz-Handwerks. Längst habe sich dieser Beruf vom Image des ölverschmierten Arbeitens in der Grube zu einer High-Tech-Ausbildung gewandelt. Für die jungen Menschen sei das Kfz-Gewerbe nach wie vor attraktiv:
So unterschrieben rund 20 500 junge Menschen bis zum Stichtag 30. September 2011 einen Lehrvertrag zum Kfz-Mechatroniker, darunter 1 398 Abiturienten. Das sind insgesamt knapp zehn Prozent mehr als im Jahr 2010 (18 700).
Auch Abiturienten seien im Kfz-Gewerbe willkommen. In den technischen Berufen liege deren Quote aktuell bei fünf Prozent, in den kaufmännischen Berufen bei 27 Prozent. Den jungen Menschen eröffnen sich laut Hülsdonk vielfältige Karrierechancen im Kfz-Gewerbe – vom Kfz-Meister als selbstständiger Unternehmer oder als Führungskraft im Werkstattbereich über den geprüften Automobil-Serviceberater als Bindeglied zwischen Kunde und Werkstatt bis hin zum Service-Techniker an der Schnittstelle zum Automobilhersteller und nicht zuletzt als Betriebswirt im Kfz-Gewerbe.
Vorbildliches leistet die Fahrzeug-Werke Lueg AG auf dem Sektor Aus- und Weiterbildung. Der deutschlandweit größte Vertriebs- und Servicepartner der Daimler AG beschäftigt an mehr als 30 Standorten im Ruhrgebiet und in Sachsen 1 310 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Hinzu kommen 151 Auszubildende in gewerblich-technischen und kaufmännischen Berufen. „Wenn es um Führungspositionen geht, setzen wir auf die bei uns ausgebildeten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und fördern diese durch interne Weiterbildungsprojekte und die Chance auf eine attraktive Karriere bei Lueg“, betont Vorstandsmitglied Jörg Scharwald.
Einer der Auszubildenden ist Robert Benholz. „Nach meinem Abitur habe ich zunächst ein Studium begonnen, jedoch schnell gemerkt, dass diese theoretische Form des Lernens nichts für mich ist“, sagt er. Seit dem 1. September 2011 wird der 22-Jährige im Lueg-Center Essen zum Kfz-Mechatroniker ausgebildet. „Moderne Autos sind heute echte High-Tech-Produkte, ohne Elektronik geht da gar nichts, aber geschraubt werden muss nach wie vor. Das ist eine reizvolle Kombination.“
Ein festes Karriereziel hat Katharina Somberg vor Augen: Sie will Serviceleiterin bei Lueg werden. Nach dem Realschulabschluss und anschließender Lehre als Kfz-Mechatronikerin setzt die 20-jährige Jugendvertreterin nun seit dem 1. September 2011 eine Ausbildung zur Automobilkauffrau im Center Bochum obendrauf. „Auf die Ausbildung zur Kfz-Mechatronikerin bin ich durch ein Praktikum bei Lueg aufmerksam geworden und war gleich begeistert von den Möglichkeiten, die sich mir geboten haben“, sagt sie. „Nun absolviere ich noch eine Ausbildung zur Automobilkauffrau, um das Kfz-Gewerbe von allen Seiten kennenzulernen.“