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Sterne des Handwerks

Wettbewerb für innovative Handwerksbetriebe: Innovation, Qualität, Nachhaltigkeit, das sind die Kernthemen beim diesjährigen Wettbewerb „Sterne des Handwerks“, innitiiert von Mercedes-Benz Vertrieb Deutschland und unter der Schirmherrschaft der Aktion Modernes Handwerk (AMH).

„Wer macht es besser?“, lautet die von den fast eine Million Handwerksbetrieben zu beantwortende Frage des Wettbewerbs. Wer überzeugt mit dem Besonderen? Frank Sodermanns ist Geschäftsführer eines solch „besonderen“ Handwerksbetriebs. Sein Beispiel zeigt: Innovation und Soziales schließen sich nicht aus, vor allem nicht im Handwerk.

Frank Sodermanns, Geschäftsführer der Sodermanns Automobile GmbH in Wassenberg (Kreis Heinsberg), ist ein Paradebeispiel dafür, wie der soziale Gedanke im Verein mit neuen Ideen zu wirtschaftlichem Erfolg und persönlicher Zufriedenheit führen kann.

Nicht immer sind es monatelange Grübeleien oder zeitaufwendiges Tüfteln an Businessplänen oder betriebswirtschaftlichen Leitungslösungen. Manchmal schlägt das Schicksal einfach zu – und Innovation, das Neue wird geboren.

Bei Frank Sodermanns war es ein Verkehrsunfall auf Mallorca, der ihn sechs Monate an Rollstuhl und Bett band. „Im Krankenhaus“, sagt Sodermanns, „hat man genügend Zeit, um über das eine oder andere in seinem Leben nachzudenken.“ Aus seiner Krankenhaus- und Rollstuhl- Erfahrung heraus, aber vielleicht auch aus seinem nunmehr 28-jährigen ehrenamtlichen Engagement bei der Freiwilligen Feuerwehr – so mutmaßt Frank Sodermanns selbst –  wurde ihm klar: „Ich will auch etwas Soziales im Job machen und Menschen mit Behinderung das Autofahren ermöglichen.“

Für einen Kfz-Mechatroniker-Meister ist das vielleicht ein naheliegender Gedanke, doch dass zur Ermöglichung von Mobilität gehandicapter Menschen mehr gehört, als ein Fahrzeug umzubauen, das lernte Frank Sodermanns erst, als er sich mit dem weiten Feld der behindertengerechten Fahrzeugumbauten zu beschäftigen begann. „Was braucht der Mensch?“ ist ein Kernthema in Sodermanns Arbeit.

Krankheitsbilder und -verläufe kennen, so hat er in Fortbildungen und Seminaren gelernt, ist grundlegend für den Bau von Handicapfahrzeugen: „Wenn ich etwa einen Kunden mit Multipler Sklerose habe, dann muss man damit rechnen, dass der Verlauf der Krankheit so negativ sein wird, dass eine bauliche Maßnahme am Fahrzeug in einem halben Jahr hinfällig sein kann“, erläutert Frank Sodermanns. Dies dem Kunden zu erklären, bedarf eines großen Fingerspitzengefühls und Empathie. „Ich muss den Kunden da abholen, wo er steht, das sind sehr sensible Gespräche. Das kann nicht jeder“, weiß Sodermanns.

Geschult im Umgang mit behinderten Menschen, Krankheitsbildern und Rollstuhltechnik sind auch seine Mitarbeiter, vom Autowäscher bis zur Verwaltungskraft, von den Mechatronikern bis zu den Metallfacharbeitern, die die Umbauten realisieren. Von selbst versteht sich auch, dass sein Unternehmen behindertengerecht ausgestattet ist, von den sanitären Einrichtungen inklusive Dusche bis zu einem Ruheraum, in den sich die Kunden zurückziehen können. Schließlich verbringt mancher gehandicapter Kunde einen ganzen Tag in seinem Betrieb.

Seit über sieben Jahren machen Frank Sodermanns und sein 21-köpfiges Team – darunter fünf Schwerstbehinderte und ein Rollstuhlfahrer in der Ausbildung – es nun gehandicapten Menschen bereits möglich, wieder mobil am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Seine Kunden kommen aus der gesamten Bundesrepublik in das kleine, knapp 16 000 Einwohner zählende Wassenberg an der Grenze zu den Niederlanden.

Dass Sodermanns keine „Stangenware“ verkauft, hat sich herumgesprochen. Grund dafür war zum einen, dass die ganz großen Zuliefererfirmen es in den Augen Sodermanns in mehrerlei Hinsicht an Menschlichkeit fehlen ließen. Die war ihm jedoch von Beginn an wichtig.

Das Wirtschaftliche und Soziale unter einen Hut zu bringen, ist eine feste Komponente in seiner Firmenphilosophie. Auch die Herkunft des Materials, mit denen er die Kundenwünsche erfüllt: „90 Prozent der verwendeten Teile und der Technik zum individuellen Verbauen im und am Auto beziehen wir aus Deutschland. Das hat auch, aber nicht nur mit der Qualität zu tun“, sagt Frank Sodermanns und verweist auf die enge Kooperation mit „Paravan“, einem der führenden Zulieferer in Sachen Fahrhilfen für behinderte Menschen – vom einfachen Handgerät und Lenkradknauf bis hin zur kompletten Hightech-Steuerung der Primär- und Sekundärfunktionen in einem Kfz. Frank Sodermanns hat Kunden, denen Arme und Beine fehlen und die durch einen genetischen Defekt nur einen Finger bewegen können. Auch solchen Menschen macht Hightech es möglich, mobil zu bleiben.

Die Analyse, zu was ein Kunde in der Lage ist, beginnt bereits mit dem ersten Kontakt. „Ich schaue mir an, wie der Kunde sich bewegt, wie er sich verhält.“ Von der Motorik bis zur kognitiven Fähigkeit oder der Stand des sozialen Umfeldes geht alles ein in die notwendige behindertengerechte Fahrzeuggestaltung. Dann erst wird es praktisch. Dazu hat Sodermanns seinen Betrieb erweitert und einen Verkehrsübungsplatz direkt vor seinem Geschäfts- und Ausstellungsgebäude mit gleich zwei Werkstätten angelegt.

Mit dem 130 000 Euro teuren Fahranalysewagen werden die motorischen Fähigkeiten eines Kunden getestet und seine speziellen Bedürfnisse beim Führen eines Fahrzeugs ermittelt. Mit dem Fahranalysewagen können über 30 verschiedene Umbauten zum Selbstfahren angepasst werden. Im Unternehmen befinden sich insgesamt über 100 verschiedene Varianten. Kreativität und Innovation sind dann beim Verändern des jeweiligen Kfz – vom Kleinwagen bis zum Caravan – gefordert. „Das ist das Spannende“, sagt Sodermanns, „kein Wagen ist wie der andere, jedes Mal ist es eine neue Herausforderung für uns, innovative Lösungen für individuelle Bedürfnisse zu finden und umzusetzen.“ Jedes veränderte Fahrzeug, sagt Sodermanns, ist ein Unikat und wird zum persönlichen Maßanzug. „Wir schaffen neue, nicht geahnte Lebensqualität durch Mobilität“, blickt Frank Sodermanns zufrieden auf seine Arbeit.

Zumindest für die behinderten Menschen, die wieder mobil am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können, ist Frank Sodermanns mit seinem Team ein „Stern des Handwerks“.

Weitere Informationen zum Wettbewerb

www.sterne-des-handwerks.de

BU: Wieder am gesellschaftlichen Leben teilnehmen: Das innovative Handwerk macht es möglich. Der Wettbewerb „Sterne des Handwerks“ sucht weitere kreative und besondere Handwerksunternehmen.