Langer Winter verhagelt NRW-Handwerk die Jahresbilanz 2013
Das Handwerk blickt auf ein extrem gespaltenes Geschäftsjahr 2013 zurück, geprägt durch ein außerordentlich schwaches erstes Halbjahr und Aufholprozesse ab dem Sommer. Der Nordrhein-Westfälische Handwerkstag geht für die Jahresbilanz des beschäftigungsstärksten Wirtschaftssektors des Landes (1,1 Mio. in 190.000 Betrieben) von einem Umsatzrückgang um 2 % aus und hätte damit 103 Mrd. Euro erwirtschaftet. Die Beschäftigung sank geringfügig um 0,5 Prozent (ca. 5.000 Stellen).
Die Daten für das IV. Quartal stehen noch aus. Die Umsätze im Bauhauptgewerbe, das für die Konjunkturelle Entwicklung im Handwerk eine besondere Rolle spielt, waren im 1. Quartal um 15,7% regelrecht eingebrochen. „Der lange Winter vor einem Jahr hat die Bautätigkeit bis in den April hinein teilweise zum Erliegen gebracht“, ordnete NWHT-Präsident Prof. Wolfgang Schulhoff auf der Jahrespressekonferenz der Landeshandwerksvertretung am Mittwoch in Düsseldorf die Verlaufskurve ein. „Mit der gegebenen Personalausstattung konnten die betroffenen Firmen bislang nur einen Teil des Verlustes wieder wettmachen.“ Im Zusammenhang mit dem schwachen Jahresstart dürfte auch eine unterdurchschnittliche Aktivität der Betriebe an Ausrüstungsinvestitionen im vergangenen Jahr stehen. Außerdem stagnierte im Kfz-Gewerbe das Neuwagengeschäft. Die Auftragslage belebte sich im 2. Halbjahr merklich; die Auftragsreichweite betrug im Spätjahr zufriedenstellende 6 Wochen; im Schnitt waren die Kapazitäten der Unternehmen zu 80 Prozent ausgelastet. „Das Handwerk profitierte außerdem von einer Kräftigung der privaten Nachfrage nach Konsumgütern“, ergänzte Schulhoff.
Die Perspektiven für 2014 sehen dementsprechend freundlicher aus, ohne dass das Handwerk allerdings die von der Exportindustrie geprägte Dynamik der Gesamtwirtschaft (Prognose: BIP-Anstieg um 1,8%) erreichen wird. Der Aufholprozess im NRW-Handwerk werde sich immerhin verstetigen, kündigte Schulhoff an. Der Handwerkstag prognostiziert ein leichtes Umsatz-Plus um 0,5 % für den Wirtschaftsbereich und Beschäftigungsstabilität. Stellenzuwächse seien am ehesten in den Branchengruppen Gewerblicher Bedarf (Zulieferer) und in den Gesundheitsberufen zu erwarten.
Zwiespältig beurteilt Schulhoff Wachstumsimpulse aufgrund der aktuellen Niedrigst-Zinspolitik der Zentralbank, die insbesondere die Wohnungsbauinvestitionen befeuere. Das billige Geld berge andererseits beachtliche Risiken in der langfristigen Konjunkturbetrachtung, warnte Schulhoff: „Fehlanreize beim Investitionsverhalten sowie bei der Preis- und Lohnentwicklung mit negativen Effekten auf die Wettbewerbsfähigkeit sind wahrscheinlich,“ so der Handwerkspräsident, der im Übrigen auf Unsicherheiten bei der Bewertung der künftigen Rahmensetzungen durch die Politik verwies. „Die Rentengeschenke werden den beschäftigungsintensiven Firmen von Handwerk und Mittelstand mittelfristig höhere Kosten aus den Sozialabgaben bescheren. Darüber hinaus erwartet das NRW-Handwerk nach einer Einführung eines flächendeckenden Mindestlohns „nennenswerte“ Beschäftigungsrückgänge.