Innung für Orthopädie-Schuhtechnik Rheinland/Westfalen
Klares Votum bei den Neuwahlen für den bisherigen Vorstand: Innung führt ab 2012 E-Learning für Auszubildende ein. Neuer BIV-OT-Präsident Lotz fordert in Vortrag engere Verzahnung der Gesundheitshandwerke! Das war ein deutliches Ergebnis: Mit überwältigender Mehrheit haben die Mitglieder der Innung für Orthopädie-Schuhtechnik Rheinland/Westfalen ihren bisherigen fünfköpfigen Vorstand im Amt bestätigt. Bei ihrer Versammlung am Sonnabend, 19. November, in Ratingen wählten sie in offener Abstimmung erneut Ludwig Vorholt aus Gelsenkirchen zu ihrem Obermeister. Seine beiden Stellvertreter bleiben Klaus Diedenhoven aus Kleve und Christoph Wallenborn aus Köln. In das Vorstandsgremium ziehen erneut das für Marketing zuständige Mitglied Diethelm Vogel aus Lennestadt und der Essener Karl Schmenk ein. Schmenk wird zudem weiterhin als Lehrlingswart den Vorsitz im Berufsbildungsausschuss übernehmen. „Das Votum wird uns anspornen. Wir sind mit der Innung auf einem guten Weg“, sagte Vorholt nach Bekanntgabe des Ergebnisses.
Bei den weiteren Wahlen wurden auch Christoph Böcker aus Ahaus und der Kölner Dirk Klein als Beisitzer des Berufsbildungsausschusses wiedergewählt. Außerdem komplettieren künftig Thomas Keite aus Eslohe, der Lünener Philipp Radtke und Hubert Volkery aus Unna die Reihe der 22 Delegierten zur Versammlung des Innungsverbandes Nordrhein-Westfalen.
Nette Geste am Rande: Innungsgeschäftsführerin Irene Zamponi und die drei Mitarbeiterinnen der Geschäftsstelle aus Düsseldorf überreichten den neuen „alten“ Vorstandsmitgliedern unter anderem einen Blumenstrauß – als Dank an deren Ehefrauen und Lebensgefährtinnen, die ihren Männern oft nicht nur im eigenen Geschäft, sondern auch bei der Innungsarbeit den Rücken frei hielten, so Zamponi.
Obermeister fordert Unterstützung der Mitglieder bei Kündigung des KnappschaftsvertragesÂ
In seinem Bericht über die Arbeit des Vorstandes zu Beginn der Versammlung erläuterte Vorholt den 350 Teilnehmern der Versammlung die Vertragsbeitritte der Innung im laufenden Jahr. So seien 528 der 530 Innungsmitglieder dem Barmer GEK/TK-Vertrag zur Produktgruppe (PG 31) beigetreten. „Eine fast 100-prozentige Deckung. Das ist beachtlich“, unterstrich Vorholt die Zahlen. Außerdem habe die Innungsspitze bei Verhandlungen mit der BIG erreicht, dass seit dem 1. November 2011 Einlagen zum Festbetrag in die Direktabrechung mit aufgenommen werden können. „Das heißt, wir brauchen vorher keinen Kostenvoranschlag einreichen und die Abrechnung kann direkt an die benannten Abrechnungszentren gehen“, sagte Vorholt. Allerdings stünden noch Gespräche über die Höhe der Genehmigungsfreigrenzen für Schuhzurichtungen aus. Diese sollen zeitnah entschieden werden. Zur PG 31 habe die Innung darüber hinaus Ende Oktober an die BKK Mobil Oil ein Angebot abgegeben, das mit dem an die KKH Allianz gerichteten inhaltsgleich sei.
Der Obermeister verhehlte jedoch nicht, dass besonders die jüngste Vertragsabsicht der Knappschaft Bochum zur PG 31 zu Kopfschütteln und Unverständnis bei den Mitgliedern geführt hätten. Vorholt bemängelte die größtenteils vorgegebenen Preise der Krankenkasse, die zudem bereits im Jahr 2000 mit der Innung verhandelt wurden. Bis jetzt bestünde bei der Innung kein akuter Handlungsbedarf. Der Vertrag könne frühestens Ende 2012 enden, wenn die Innung ihn kündige, so Vorholt. „Aber wir werden auf der Frühjahrsversammlung gemeinsam ein Szenario erarbeiten, wie die weiteren Schritte im Falle einer Kündigung des Knappschaftsvertrages aussehen müssen“, kündigte der Obermeister an. Außerdem sei es ärgerlich, dass die Knappschaft in verschiedenen Regionen und Bundesländern unterschiedliche Preise anbiete, die vielfach über dem Niveau der mit der Innung vereinbarten Preise liegen.
Innung veranstaltet fast eine Fortbildung pro Tag
Im weiteren Verlauf berichtete der stellvertretende Obermeister Klaus Diedenhoven über den aktuellen Stand der Fortbildung. Die Innungsspitze habe gemeinsam mit den Landesinnungen Bayern und Hessen den AGOS –Leistungsbereich Bildung ins Leben gerufen, dessen Zertifizierungsstelle seit Anfang des Jahres die Innungsgeschäftsstelle in Düsseldorf sei. „Wir haben in diesem Jahr schon 225 Fortbildungszertifikate vergeben. Sogar die Krankenkassen erkennen diese als Fortbildungsnachweis an. Das ist ein toller Erfolg“, freute sich Diedenhoven. Statistisch gesehen bietet die AGOS nahezu täglich – abzüglich der Ferien und Feiertage – eine Fortbildungsveranstaltung an, Tendenz steigend.
E-Learning kommt Anfang 2012
Probleme dagegen bereitet nach wie vor die Ausbildung der Lehrlinge. „Gerade was das Aussehen einer Korrektureinlage und die Schmetterlingsrolle anbelangt, gibt es bei den Lehrlingen immer noch große Defizite“, stellte Lehrlingswart Karl Schmenk in seinem ernüchternden Bericht fest. Da diese Problematik der Innungsspitze schon seit langem ein „Dorn im Auge“ sei, habe sich ein Arbeitskreis mit sechs jüngeren Meistern unter Schmenks Vorsitz für eine moderne Lösung in diesem Bereich stark gemacht: E-Learning heißt für die Innung ab dem nächsten Jahr das Motto, mit dem Schmenk und seine Berufskollegen die Schwachpunke bei der Ausbildung wettmachen wollen. So sollen ausgesuchte Meister die fachspezifischen Fragen von Lehrlingen auf einer Internetplattform schnell und ohne großen bürokratischen Aufwand lösen. Über diese Online-Nachhilfe hinaus plant die Innung ab nächstem Jahr mehrmalige Treffen zwischen den teilnehmenden Lehrlingen und Meistern, um die Fragen vertiefen zu können.
Bericht über Arbeitskreis Zertifizierung
Auch das Thema Zertifizierung stand erneut auf der Agenda der Innungsversammlung. So legte das Essener Innungsmitglied Ferdinand Austen Ergebnisse eines im Sommer gegründeten Arbeitskreises vor. Ausgangspunkt war die Diskussionsveranstaltung der Innung Anfang Juli mit Vertretern verschiedener Krankenkassen und Innungsmitgliedern unter der Leitung des renommierten Rechtsanwaltes Burkhard Goßens. Nach Auffassung des Arbeitskreises sei der zeitliche und finanzielle Aufwand bei der Dokumentation qualitätsorientierter Verfahren nach den Maßgaben des Medizinproduktegesetzes (MPG) im Vergleich zur DIN-Norm 13485 „nicht wesentlich reduzierter“, so Austen, weshalb der Arbeitskreis auch letzteres Verfahren empfehle, insbesondere vor dem Hintergrund der Akzeptanz bei Kliniken, Kassen, anderen Leistungserbringern und Verbänden.
BIV-OT-Präsident Lotz fordert engere Zusammenarbeit
Weiterer Höhepunkt der Innungsversammlung neben den Wahlen: Der Auftritt des neuen Präsidenten des Bundesinnungsverbandes der Orthopädie-Technik, Klaus-Jürgen Lotz. In seinem Vortrag über „Neue Chancen im sich wandelnden Markt“ forderte er den Ausbau der Zusammenarbeit insbesondere unter den beiden Gesundheitshandwerken der Orthopädie-Schuhtechnik und der Orthopädie-Technik. „Es ist Zeit, über den Tellerrand hinauszublicken“, sagte er gleich zu Beginn seines Vortrages, in dem er auch die Schwächen des bisherigen Verhältnisses nicht unter den Tisch kehrte. Bislang sei das Miteinander eher ein Gegeneinander gewesen: Jeder gegen jeden hieß das Motto, das schon unter den Gesellen weit verbreitet war. Die letzten Jahre aber hätten den guten Weg und das Miteinander für die anstehenden Aufgaben vorgezeichnet. „Mein Anliegen ist es, das verkrustete Denken in den Köpfen aufzubrechen“, machte Lotz deutlich.
Sein Credo, das er auch bei seiner Antrittsrede als Präsident Anfang Mai in Friedrichshafen vorbrachte: Bewegen statt bewegt zu werden. Viel zu lange hätten Politik und Kassen den Gesundheitshandwerken ihre Bedingungen zitiert. „Doch wenn sich wirklich etwas ändern soll, dann müssen wir näher zusammenrücken, bevor die Politik um die Ecke kommt und uns sagt, was wir noch liefern können oder nicht“, sagte Lotz mit markigen Worten. „Wir können es uns einfach nicht erlauben, in den nächsten zehn Jahren noch nebeneinander herumzulaufen“, brachte er seine Vorstellungen von einer Abkehr bisheriger Entwicklungen unmissverständlich auf den Punkt. Der Kommunikation kommt hier seiner Meinung nach eine Schlüsselfunktion zu. Kommunikation nicht nur untereinander, sondern zu Ärzten, Therapeuten, der Industrie und vor allem Politikern. Deshalb werde sein Verband in Kürze ein Kommunikationsnetzwerk gründen, das in Form eines Fachbeirates die Inhalte für die Versorgung der Patienten und Kunden aufstellt, bevor diese Aufgabe zum Beispiel allein von Politikern übernommen würde. „Wir müssen in fünf bis sechs Jahren so weit sein, dass wir sagen können, das ist unser Markt und der wird von uns bestimmt“, so Lotz zum Abschluss seines Vortrages, der unter den Teilnehmern in der Pause auch kontrovers diskutiert wurde.