Konferenz zur Einführung einer Höheren Berufsbildung

Vertreter des Handwerks, aus der Politik, aus der Wissenschaft und der Bildung haben bei einer Konferenz der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) und des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) über die Einführung einer Höheren Berufsbildung gesprochen und diskutiert. Es ging um die zentrale Frage, wie die Attraktivität der Berufsbildung erhöht werden kann und junge Menschen für das Handwerk gewonnen werden können.

„Um junge Menschen für das Handwerk zu begeistern, müssen wir die berufliche Bildung attraktiver machen, Aus-, Fort- und Weiterbildung im Rahmen einer Höheren Berufsbildung anbieten und eine wirkliche Gleichwertigkeit  zur akademischen Bildung schaffen“, sagte Hans Peter Wollseifer. Neben dem ZDH-Präsident nahm auch die Bildungsministerin Prof. Dr. Johanna Wanka an dem Symposium teil. Sie sprach sich während der Veranstaltung für die Einführung eines BerufsAbiturs aus.

Podium
Thema“Rahmenbedingungen für die Höhere Berufsbildung.“ Fragen an ZDH-Präsident Hans Peter Wollseifer

Absolventen der Höheren Berufsbildung verdienen gutes Geld, haben tolle Chancen am Arbeitsmarkt. Was bleibt denn da jetzt noch zu tun?

Im Jahr der Bundestagswahl muss die Politik ein sehr eindeutiges Signal für die Berufsbildung setzen. Nach vielen Jahren der intensiven Unterstützung der Hochschulen und Universitäten auf der Bundesebener muss sich die künftige Bundesregierung in einem viel stärkeren Maß der Berufsbildung widmen. Und ich möchte an dieser Stelle betonen: Die Berufsbildung ist der einzige Bildungsbereich, für den die Bundesregierung eine originäre gesetzliche Zuständigkeit hat. Die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung darf nicht nur in den Sonntagsreden stattfinden. Die Gleichwertigkeit muss nun endlich gesetzliche und finanzielle Realität werden.

Unsere zentralen Forderungen lauten daher:

  • Die Höhere Berufsbildung muss – wie das auch in der Schweiz geschehen ist – gesetzlich verankert werden.
  • Die gleichwertige Zuordnung von beruflichen und akademischen Abschlüssen im Deutschen Qualifikationsrahmen für lebenslanges Lernen (DQR) muss gesetzlich abgesichert werden.
  • Die Berufsbildung muss in einem stärkeren Maße als bislang im Bereich der Bildungsinfrastruktur gefördert werden.
  • Die individuelle Motivation zur Fort- und Weiterbildung der Fachkräfte muss effizienter unterstützt werden, insbesondere durch eine Novellierung des MeisterBafögs, so dass künftig individuell mehrere Fortbildungsabschlüsse gefördert werden können.
  • Die Berufsorientierung an Gymnasien muss bundesweit ausgeweitet werden.
  • Zudem muss der Zugang zur beruflichen Fortbildungen sowie zu Weiterbildungen bereits in den allgemeinbildenden Schulen transparenter dargestellt werden.
  • Zudem benötigen wir abgestimmte Beratungsstrukturen zwischen den Kammern und den Hochschulen.

Wenn die Höhere Berufsbildung ausgebaut werden soll, wie soll das finanziert werden?

Wollseifer: Diese Diskussion muss nun geführt werden: Dabei müssen die Unterschiede der Bildungsbereiche berücksichtigt werden und sollten sich auch nicht verändern. Hochschulen sind üblicherweise staatlich finanziert, die betriebliche Bildung ist überwiegend privat finanziert. Aber: Der Bund engagiert sich seit Jahren zunehmend in der Hochschulfinanzierung – obwohl hier die Länder gesetzlich zuständig sind. Bildungsfinanzierung ist immer auch Bildungspolitik: Wir müssen daher diskutieren, ob eine der Hochschulfinanzierung gleichwertige Unterstützung der Höheren Berufsbildung möglich ist. Gleichwertig – nicht gleichartig: Es geht nicht um die gleichen Beträge. Es geht um eine angemessene Unterstützung.

Welche nächsten Schritte werden Sie jetzt unternehmen, um die Höhere Berufsbildung zu stärken?

Wollseifer: Wir wollen attraktive Bildungsangebote gestalten: Die Karriereleiter weiter voran zu schreiten, muss für Fachkräfte attraktiv sein. Hierzu wollen wir aus Wirtschaftsperspektive die entsprechenden Bildungsangebote der Höheren Berufsbildung gemeinsam mit den Gewerkschaften und der Bundesregierung attraktiver gestalten. Dazu wollen wir bestehende Karrierewege zum Spezialisten, zur Führungskraft oder zum Unternehmer bekannter machen und die geregelten Abschlüsse in der Fortbildung noch stärker bundesweit vereinheitlichen. In einem nächsten Schritt werden wir die Vorteile der Digitalisierung insbesondere für die einheitliche Prüfungsumsetzung in der Meisterqualifizierung erproben. Hierzu möchten wir gern ein gemeinsames bildungspolitisches Pilotprojekt mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung umsetzen.

Wir wollen Brücken bauen zwischen beruflicher und akademischer Bildung: Gemeinsam mit den Hochschulen wollen wir das Thema der einheitlichen Berufs- und Studienorientierung an Gymnasien voran bringen und die Frage klären, wie Kammern und Hochschulen aufeinander abgestimmte Beratungsangebote gestalten können.

Wir wollen einen Nationalen Berufsbildungspakt initiieren: Um die Vorschläge zur Steigerung der Attraktivität und zur förderpolitischen Stärkung der Berufsbildung in einer politischen Initiative umsetzen zu können, fordert wir die Initiierung eines Berufsbildungspaktes. Das Handwerk setzt sich dafür ein, dass in Ergänzung zur Allianz für Aus- und Weiterbildung der „Nationale Pakt für Berufsbildung“ geschlossen wird. Darin will das Handwerk konzeptionelle Vorschläge zur Gestaltung der Höheren Berufsbildung unterbreiten.