„Chance Handwerk“ Innovatives Projekt bietet Flüchtlingen eine berufliche Perspektive
Das Projekt „Chance Handwerk“ ist eine Vermittlungsmaßnahme für Menschen mit Fluchthintergrund zur Integration in eine Berufsausbildung im Handwerk oder eine Vermittlung in eine sozialversicherungspflichte Beschäftigung auf dem ersten Arbeitsmarkt.
Bild oben: Christian Wiglow, Geschäftsführer Personal und Finanzen, Jobcenter Düsseldorf, Khaled Ashrafani, Projektteilnehmer, Ausbildung beim Autohaus Moll, Timm Moll, Geschäftsführer, Autohaus Adelbert Moll GmbH & Co. KG, Lutz Denken, Hauptgeschäftsführer, Kreishandwerkerschaft Düsseldorf, Maryam Akbari Vandishi, Projektteilnehmerin, Ausbildung bei der Bäckerei Puppe, Agid Kouri, Projektteilnehmer, Ausbildung bei Elektro Eickholt, Burkhard Hintzsche, Stadtdirektor, Landeshauptstadt Düsseldorf, Qasem Hosseinzada, Projektteilnehmer, strebt Ausbildung im Kfz-Bereich an, Joachim Ruh, Geschäftsführer, Regionalagentur Düsseldorf-Mettmann, Stephan Buße, Gesamtserviceleiter der Moll-Gruppe, Thomas Dopheide, Kreishandwerksmeister, Kreishandwerkerschaft Düsseldorf.
Der Beginn der Maßnahme war am 01.04.2016, die Projektförderung erfolgt durch das Jobcenter Düsseldorf und den Europäischen Sozialfonds (ESF). Geplant sind insgesamt vier Maßnahmen mit jeweils 6-monatiger Laufzeit. Die Zielgruppe umfasst hauptsächlich Flüchtlinge aus Syrien, dem Iran, dem Irak, Afghanistan, Eritrea, Pakistan, Nigeria und Somalia. Darüber hinaus können auch Arbeitssuchende aus Marokko, Algerien, Tunesien und den Balkanländern teilnehmen.
Vor Aufnahme in die Maßnahme wird ein Informationsgespräch geführt um herauszufinden, ob die Teilnehmerinnen und Teilnehmer über ausreichende Deutschkenntnisse verfügen um das Maßnahmeziel erreichen zu können, ob das Herkunftsland den Maßnahmerichtlinien entspricht und ob tatsächlich ein handwerklicher Beruf angestrebt wird. Hier arbeitet die Kreishandwerkerschaft Düsseldorf sehr eng mit dem Jobcenter Düsseldorf zusammen.
Derzeit sind 20 Teilnehmer im Projekt, davon zwei Frauen. Etwa die Hälfte sind Syrer, die Übrigen kommen aus dem Iran, dem Irak, Afghanistan, Bulgarien und Serbien. Der Bildungshintergrund der Teilnehmenden ist vorwiegend gut. In der Mehrheit verfügen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer über die Mittlere Reife nach unserem Bildungssystem, einige sind durch die Flucht bedingte Studienabbrecher, aber auch Hochschulabsolventen mit Abschluss und Anerkennung nehmen an diesem Projekt teil.
Das Alter der Teilnehmerinnen und Teilnehmer bewegt sich zwischen 22 und 41 Jahren, wobei der größte Teil zwischen 25 und 35 Jahre alt ist. Einige haben in der Heimat in Familienbetrieben gearbeitet. Die häufigsten Berufe sind Maler, Tischler, Schneider, Kfz-Mechaniker/-Mechatroniker und Verkäufer. Aber auch ein Betriebswirt, ein Elektroingenieur, eine Maschinenbauingenieurin und ein Raumausstatter sind Teil der Gruppe.
„Bei den meisten Berufen hat sich bisher gezeigt, dass die Anforderungen der Heimat nicht auf den deutschen Arbeitsmarkt übertragbar sind,“ beschreibt Kreishandwerksmeister Thomas Dopheide die Situation, „daher wünschen sich auch die Teilnehmer mit Studienabschlüssen eine Ausbildung in einem handwerklichen Beruf, denn sie vertrauen auf das „deutsche Papier“, was ihnen die Tür in ein erfolgreiches Berufsleben öffnet.“
Ein elementarer Bestandteil der Maßnahme ist der tägliche Deutschunterricht, bei dem alle in der Zwischenzeit große Fortschritte gemacht haben. Ein weiterer wichtiger Teil sind die Praxiswochen in den Überbetrieblichen Lehrwerkstätten (ÜBL). Die Gewerke Elektro, Tischler, Friseure und
Maler/Lackierer sowie das Bildungszentrum Bau sind in die Maßnahme einbezogen worden.
Ebenso wichtig sind natürlich auch die teilnehmenden Handwerksbetriebe. Die Kreishandwerkerschaft Düsseldorf konnte in der ersten Hälfte des Projektes für Praktika neben den Gewerken Elektro, Karosseriebau, Orthopädietechnik, Schuhmacher, Bäcker, Konditor, Friseur, Radio- und Fernsehtechnik sowie Sanitär und Heizungsbau auch einen Großbetrieb aus dem Kfz-Gewerbe gewinnen. Mehrere Ausbildungsverträge konnten im Rahmen der Maßnahme „Chance Handwerk“ inzwischen geschlossen werden.
Neben Deutschunterricht und Praktika in ÜBL und Betrieben erhalten die Teilnehmer an 3 Tagen in der Woche am Nachmittag ca. 3 Stunden Unterricht, der sich mit dem „Leben“ befasst. Fragen wie „Wie geht ein Anerkennungsverfahren?“, „Was ist der Düsselpass und wofür braucht man ihn?“, „Was ist ein Mahnverfahren?“ und „Was heißt eigentlich ‚Bildung und Teilhabe‘?“ sind Alltäglichkeiten, mit denen diese Menschen konfrontiert werden.
Weiterhin werden in diesem Unterricht die Berufswegeplanung erarbeitet, Lebensläufe vorbereitet und Berufsinhalte vorgestellt. Ein weiterer wichtiger Punkt ist der Abbau von Ängsten und der Aufbau von Selbstbewusstsein sowie die eigenen Stärken entdecken und Schwächen akzeptieren.
In der „2. Halbzeit“ seit dem 1. Juli geht es nun darum, den Teilnehmenden in den Berufsfeldern ein Praktikum anzubieten, in denen sie entweder eine Ausbildung machen oder eine berufliche Tätigkeit ausüben wollen.
Nach der Kenntnis des Projektes hat man sich beim Autohaus Moll dann recht schnell entschlossen, dieses tatkräftig zu unterstützen. „In der ersten Hälfte des Projektes haben wir bereits sechs Praktikantenplätze an verschiedenen Standorten unserer Autohaus-Gruppe zur Verfügung gestellt“ so Geschäftsführer Timm Moll.
Das Autohaus Moll war der erste Betrieb, der der Kreishandwerkerschaft seine Unterstützung und auch die ersten Praktikumsplätze angeboten hat. Sehr erfreulich ist, dass hier mittlerweile sogar schon zwei Ausbildungsverträge zum Karosseriebauer und Kfz-Mechatroniker mit Teilnehmern aus dem Integrationsprojekt geschlossen werden konnten.
Um auch allen zukünftigen Teilnehmern Praktika und Ausbildung bzw. berufliche Tätigkeit ermöglichen zu können, werden nun weitere Handwerksbetriebe benötigt: zuerst für ein Praktikum von vier bis sechs Wochen, am liebsten mit der Option auf Übernahme. Kreishandwerksmeister Dopheide wirbt für eine Teilnahme: „Wir wissen, wir sind für das Ausbildungsjahr 2016 etwas spät dran. In vielen Gesprächen haben wir jedoch erfahren, dass noch nicht alle Ausbildungsplätze vergeben sind und dass es auch einige freie Arbeitsstellen gibt.“
„Wir freuen uns über jeden Betrieb, der diese sehr lernwilligen Menschen ausbilden möchte und damit dem Fachkräftemangel entgegenwirken kann.“ so Dopheide weiter, „Für die Teilnehmer am Projekt wird so eine Chance auf dem Arbeitsmarkt und damit auch die Chance auf eine zufriedene Zukunft ermöglicht.“
Weitere Details erhalten Handwerksbetriebe montags bis freitags von 8:30 bis 16:30 Uhr bei der Kreishandwerkerschaft Düsseldorf unter:
- Walter Schmidt FON 36 70 7-29 FAX 36 70 7-13 schmidt@kh-duesseldorf.de
- Rosa-Maria Kaleja FON 36 70 7-27 FAX 36 70 7-13 kaleja@kh-duesseldorf.de