Immer neue Auflagen machen Bäckern, Fleischern und Konditoren das Leben schwer

„Die Nischen werden enger, der Druck wird größer.“ Auf diesen Nenner brachte der Präsident der Handwerkskammer Düsseldorf  Andreas Ehlert die aktuellen Wettbewerbsbedingungen für die 4.400 Unternehmen und 104.000 Beschäftigten (Umsatz: 8,7 Mrd. €) der Lebensmittelhandwerke im Kammerbezirk Düsseldorf. Ehlert informierte Landesverbraucherminister Johannes Remmel am Freitag im Rahmen eines „Politischen Frühstücks“ der Kammer über die wachsende Anzahl an bürokratischen und Kosten-Belastungen, unter denen die Branchengruppe leidet.

Insgesamt 80 Betriebsinhaber und Verantwortliche der Branchenverbände nahmen teil.

„Die Industrialisierung der Lebensmittelbranche ist unübersehbar: Unsere Betriebe kämpfen gegen Billigbrötchen für 17 Cent aus tschechischer Produktion und gegen Billigfleisch durch unterbezahlte osteuropäische Arbeitsbrigaden“, benannte Ehlert als zentrales Marktvorzeichen für die hiesigen mittelständischen Nahrungsmittelproduzenten.

Im Übrigen nehme der Kostendruck für die energieintensiv herstellenden Lebensmittelhandwerke immer weiter zu. Maßgeblich verursacht durch Energiepreiserhöhungen

Ehlert: „Der Endkunden-Tarif für den Strombezug ist binnen fünf Jahren um über 20 Prozent gestiegen.“ Einer der Haupt-Preistreiber: die EEG-Umlage: „Besonders bitter stößt uns

Handwerkern auf, dass mit der EEG-Umlage gleichzeitig Ausnahmeregelungen für Großkunden finanziert werden“, monierte Ehlert. 

Darüber hinaus erschwere „eine Flut bürokratischer Vorgaben“ den Betriebsinhabern das Leben. Vor allem im Hygiene-Bereich definierten und kodifizierten Administrationen und Normsetzungs-Gremien der EU und auf Bundesebene immer weitergehende Verbraucherschutz-Interessen, ohne im Gegenzug die Belastungsmerkmale für die zahlreichen Klein- und Mittelbetriebe der Bäckereien, Konditoreien und Fleischereien ausreichend ins Kalkül zu ziehen. Jüngstes Beispiel: die DIN-Norm 10505. Sie besagt, dass die Luft über der Verkaufstheke und im Publikums-, sowie im Produktionsbereich sich nicht mehr mischen dürfen. Umfangreiche Investitionen für Absaugung oder für Türluftschleieranlagen werden deshalb fällig, die – so der Düsseldorfer Handwerksbäcker Christoph Pass – in jeder Filiale rund 20.000 Euro teuer seien. Die Bäckerei Pass zählt 16 Filialen.

Neben einem aus heimischen Backöfen und Wurstküchen schmackhaft und dekorativ bestückten Geschenkkorb durfte der Minister für Verbraucherschutz und Ernährung aber auch nahrhaftes Lob mitnehmen. Präsident Ehlert: „Die Auslobung „Meister. Werk. NRW – Nähe. Verantwortung. Qualität. – Das Lebensmittelhandwerk“ ist eine spürbare, wirksame Vermarktungshilfe.“ Remmel griff das Stichwort gerne auf: „Das Lebensmittelhandwerk ist nicht nur für die Lebensmittelproduktion wichtig, sondern auch für die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung des Landes.

Diesen Beitrag würdigt die Auszeichnung ,Meister.Werk.NRW‘ 

Der Minister betonte, die Kosten-Sorgen der Betriebe ernst zu nehmen, empfahl andererseits den Betrieben, auch selbst durch betriebliche Investitionen in die energetische Modernisierung aktiv zu werden.

„Energieeinsparung und Energieeffizienz sind für Betriebe mit hohem Verbrauch ein wichtiges Thema. Deshalb arbeiten wir schon lange daran, insbesondere Unternehmen mit hohem Energiebedarf dabei zu unterstützen, durch Effizienz- und Einsparmaßnahmen ihren Verbrauch und damit auch die Kosten zu senken,“ so Remmel. „Untersuchungen zeigen: Vor allem Betriebe der Nahrungsmittelproduktion könnten Einsparungen von 20 bis 30 Prozent realisieren.“ Die lebhafte Aussprache zeigte, dass genau dies wohl ein Mehr an Entlastung voraussetzt.

Foto oben: (v. l.): Kammerhauptgeschäftsführer Dr. Axel Fuhrmann, Kammervizepräsident Siegfried Schrempf, Landesumwelt- und Verbraucherminister Johannes Remmel und Kammerpräsident Andreas Ehlert. (Quelle: Wilfried Meyer)