Die Bau-Spitzenverbände HDB und ZDB auf dem Europäischen Baukongress in Berlin

„So viel Europa wie nötig, so viel nationale und regionale Gestaltungsspielräume wie möglich. Das bedeutet für uns Vielfalt in Europa“. Mit diesem Appell hieß der Präsident des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Prof. Thomas Bauer, die Teilnehmer des Europäischen Baukongresses heute in Berlin willkommen. Integration sei dort wünschenswert, wo sie den Kern europäischer Politik betreffe. Die gelte zum Beispiel bei der Handels- und Energiepolitik. Zurückziehen solle sich die EU von Aufgaben, die in Kommunen und Regionen bürgernäher gelöst werden könnten. Das stärke auch die Glaubwürdigkeit der europäischen Institutionen, erklärte Bauer. Ausrichter des Kongresses, der seit knapp zwanzig Jahren wieder in Deutschland stattfindet, ist der Verband der Europäischen Bauwirtschaft, die European Construction Industry Federation, FIEC. Gastgebende Verbände sind der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) und der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB).

Mit Blick auf die Verhältnisse am europäischen Baumarkt mahnte Bauer die Schaffung fairer Wettbewerbsbedingungen an: „Die Bauunternehmen müssen in der Lage sein, ihre Leistungen in einem fairen Wettbewerb zu erbringen.“ Das gelte auf nationaler Ebene, beispielsweise im Verhältnis zwischen Auftraggeber und -nehmer, das in Deutschland in vielen Punkten in eine Schieflage geraten sei; das gelte aber auch auf europäischer Ebene, wenn es um die vielfältigen Fragestellungen der Freizügigkeit gehe, die die Bauwirtschaft als standortgebundene Branche vor enorme Herausforderungen stelle.

Für den Präsidenten des Zentralverbandes des Deutschen Baugewerbes, Dr.-Ing. Hans-Hartwig Loewenstein, ist die Sicherung qualifizierter Arbeitskräfte – allein in Deutschland würden bis 2020 rund sechs Millionen Fachkräfte fehlen – eine der größten Herausforderungen in Europa. Dabei sieht er Deutschland in einer vergleichsweise günstigen Ausgangsposition: „Wir haben in unserem Land mit rund sieben Prozent eine extrem niedrige Jugendarbeitslosigkeit, was auf die duale Ausbildung zurückzuführen ist. Sie beruht im Handwerk vor allem darauf, dass die Unternehmer als Meister qualifiziert sind und sich ihrer  Verantwortung für die jungen Leute bewusst sind“, erklärte Loewenstein.

Ein zentraler Baustein des Erfolgs ist für ihn das in Europa einmalige Ausbildungssystem in der Bauwirtschaft: „Bei uns lernen die jungen Leute vor allem in den Betrieben und den Ausbildungszentren alle Fertigkeiten und Fähigkeiten, die sie für eine erfolgreiche Berufstätigkeit benötigen. Finanziert wird die gesamte Ausbildung durch die Betriebe. Wir investieren als Bauunternehmen rund 600 Millionen Euro jährlich in die Ausbildung unserer Fachkräfte. Und wir halten das für richtig“, führte Loewenstein aus.