Camp Mam Rashan bietet Flüchtlingen Perspektive auf eine selbsterwirtschaftete Existenz

Camp Mam Rashan bietet Flüchtlingen Perspektive auf eine selbsterwirtschaftete Existenz HWK schickte 40-Tonner voller Werkzeug und Baugerät auf die Reise ins als Handwerkerdorf konzipierte Auffanglager im Nordirak Als letztes hoben Präsident Andreas Ehlert, der Essener Bäckermeister Klaus Peter und Jan Jessen, Mitinitiator des Flüchtlingsdorfs NRW im Nordirak, Tischlerwerkzeug auf die Ladefläche.

Anschließend donnerte der 40 Tonnen schwere Truck unter Volllast und Blitzlichtgewitter vom Freigelände der Handwerkskammer Düsseldorf – Fahrtrichtung: Südosten. Bis zu einer Woche wird die Reise in das „Flüchtlingsdorf NRW“ Camp Mam Rashan im Nordirak dauern. Die Fracht: Gebrauchtes Werkzeug, Maschinen und Gerät, alles Spendengut aus der Handwerkerschaft und nicht mehr benötigte Lehrmittel aus Meisterwerkstätten der Akademie der HWK, die in Kürze totalrenoviert werden.

Stellvertretend fürs breite Engagement hunderter Handwerker, die auf Spendenaufrufe nicht zuletzt der Handwerkskammer reagiert hatten, ließ es sich Bäckermeister Peter nicht nehmen, bei der Beladung selbst mit Hand anzulegen. Peter hat bereits vor Monaten sein Sortiment um ein „Ein Stück Welt“-Brot ergänzt, das aus Zutaten besteht, die – von Hirse, Dinkel, Sesam, Chia-Samen, Kürbiskernen oder Leinsamen bis zu Soja-Schrot – rund um den Globus gedeihen. Der Erlös geht an die Caritas-Flüchtlingshilfe Essen e.V., die maßgeblich die Hilfe für das Auffanglager koordiniert. Zusätzlich sammelte Peter gut 10.000 € an Spendengeldern direkt für das Camp Mam Rashan ein. Die Schutzsiedlung für Flüchtlinge vor den Terrormilizen des „Islamischen Staat“ verwandelt sich mithilfe der immer breiter werdenden Spenden-Initiativen unter Führung der Caritas Essen sukzessive in ein Handwerkerdorf und bietet mittlerweile mehr als 500 Flüchtlingen eine Perspektive auf selbsterwirtschaftete Existenz. Zielgröße sind 12.000 Bewohner.

Sie sind vor allem jesidischer Herkunft. Die Hilfsinitiative fürs Camp wird außer von der Caritas und dem Bochumer Landtagsabgeordneten Serdar Yüksel als Initiatoren maßgeblich auch von der Funke Medien Gruppe u.a. (WAZ, Neue Rhein/ Neue Ruhr Zeitung) und hier nicht zuletzt von Jan Jessen unterstützt. Der Leitende Politikredakteur der NRZ hat bereits mehrmals vor Ort tatkräftig am Aufbau mitgewirkt und dabei insbesondere die Konzeption als Handwerker-Dorf mit Bäckerei, Schmiedewerkstatt und Bauhütte vorangetrieben. „Die großzügige Materialspende wird einen besonders nachhaltigen Beitrag dazu leisten, dass Flüchtlinge aus den umkämpften Landesteilen hier in der heute ruhigen Zone um das befreite Sindschar ein sicheres Obdach erhalten, und ihre Flucht gar nicht erst nach Norden fortsetzen müssen,“ zeigte sich Jessen von der Spendenbereitschaft aus dem Handwerk begeistert. „Die Bewohner sollen ihren Unterhalt in einer tagesstrukturierenden Beschäftigung künftig auch weitgehend selbst erwirtschaften können – mit Arbeit, die auch den anderen Ankömmlingen nützt, und vielleicht sogar Absatzchancen darüber hinaus eröffnet. Auf Basis des beruflichen Könnens, das sie mitbringen. Denn viele Flüchtlinge sind Handwerker“, erläuterte Jessen bei der Endbeladung des Lkw Medienvertretern Hintergründe der Aktion.

Camp Mam Rashan soll danach perspektivisch für bis zu 10.000 Bewohner ein neues Zuhause auf Zeit bieten. Derzeit wird eine ganze Ladenlokal-Straße aus Einfach-Containern errichtet; zuletzt eröffnete ein Frisörsalon. „2500 Dollar kostet jeder dieser Behelfsbauten“, gab Jessen Einblick in die (überschaubaren) Kostendimensionen für die wichtigste Infrastruktur-Maßnahme. Und vergaß nicht zu betonen: „Jeder Betrag hilft“.

Spenden an: Caritas Flüchtlingshilfe Essen, Bank im Bistum Essen. Konto: DE 4536 0602 9500 0010 2628. Stichwort: „Flüchtlingsdorf“