Halbjahresbilanz auf dem Arbeitsmarkt
Personalbedarf gestiegen – deutlicher Rückgang der Arbeitslosigkeit: „Eine stabil laufende Konjunktur und optimistische Geschäftserwartungen führten bei den Unternehmen zu einem gestiegenen Personalbedarf. In vielen Berufsgruppen werden qualifizierte Fachkräfte gesucht. Am Arbeitsmarkt setzte sich der positive Trend in der Beschäftigung fort. Gleichzeitig ging die Arbeitslosigkeit deutlich zurück. Auch wenn Erfolge bei der Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit sichtbar sind, bleibt dies ein Schwerpunkt unserer Geschäftsstrategie. Der Zustrom von geflüchteten Menschen und deren Arbeitsmarktintegration ist eine weitere große Herausforderung. Hier wird es zwangsläufig keine schnellen Ergebnisse geben. Am Anfang steht immer das Erlernen der deutschen Sprache. Viele Kurse kombinieren wir mit beruflichen Inhalten. Auf dem Ausbildungsmarkt gibt es noch zahlreiche Angebote. Die Chancen für junge Menschen in Düsseldorf einen Ausbildungsplatz zu finden, sind deutlich günstiger als in vielen anderen Regionen in NRW“, fasste Roland Schüßler, Chef der Agentur für Arbeit Düsseldorf, die Entwicklung im ersten Halbjahr auf der Pressekonferenz zusammen. „Ich rechne weiterhin mit guten Beschäftigungsaussichten. Die Zahl der Jobs wird in den kommenden Monaten steigen. Wie immer wird aber in den Sommermonaten die Arbeitslosigkeit bei jüngeren Menschen vorübergehend zunehmen, die sich nach der Schule oder einer betrieblichen Ausbildung arbeitslos melden“, so Schüßler.
Beschäftigung auf neuem Höchststand
Nach den jüngsten Daten zur Entwicklung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung von Ende 2015 ist die Zahl der Beschäftigten weiter angestiegen und hat damit in Düsseldorf einen neuen Höchststand erreicht. Insgesamt waren 398.622 Frauen und Männer sozialversicherungspflichtig beschäftigt, über 10.700 mehr als Ende 2014.
Arbeitslosigkeit im Jahresverlauf deutlich gesunken
Parallel nahm die Arbeitslosigkeit deutlich ab. Von Januar bis Juni beendeten mehr Menschen die Arbeitslosigkeit als sich Menschen neu arbeitslos meldeten. Ende Juni waren 25.226 Frauen und Männer arbeitslos gemeldet, 111 weniger als im Mai und 2.130 weniger als vor einem Jahr. Das ist bislang die niedrigste Arbeitslosigkeit in diesem Jahr. Von Monat zu Monat war die Arbeitslosigkeit gesunken. Der Rückgang fiel auch stärker aus als im Landesdurchschnitt.
Die Arbeitslosenquote blieb im Vergleich zum Mai unverändert bei 7,8 Prozent. Vor einem Jahr betrug die Arbeitslosenquote noch 8,5 Prozent.
Die Zahl der arbeitslosen jüngeren Menschen unter 25 Jahren ist gegenüber Mai um 40 Personen auf 1.434 gesunken. Gegenüber dem Vorjahr sind das 33 junge Menschen weniger. Die Arbeitslosenquote betrug für diese Altersgruppe 5,3 Prozent. Damit lag die Arbeitslosenquote deutlich unter der durchschnittlichen Quote von 7,8 Prozent in Düsseldorf und auch unter dem Landesdurchschnitt.
Ende Juni wurden 6.598 Menschen von der Arbeitsagentur betreut, 17 weniger als im Mai. Die Zahl der Arbeitslosen, die vom Jobcenter Düsseldorf betreut werden, ist um 94 auf 18.628 gesunken.
Langzeitarbeitslosigkeit gesunken und unter Landesdurchschnitt
Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist gegenüber Mai um 70 auf nunmehr 10.161 gesunken. Noch vor einem Jahr waren knapp 1.400 Menschen oder 12 Prozent mehr länger als ein Jahr arbeitslos gemeldet. Rund 40 Prozent aller gemeldeten Arbeitslosen sind zurzeit langzeitarbeitslos. „Das ist im Vergleich zum Landesdurchschnitt von fast 44 Prozent eine gute Entwicklung. Viele bedürfen einer sehr individuellen Unterstützung durch unsere Aktivierungs- und Qualifizierungsinstrumente. Im Laufe der letzten Monate starteten 1.760 Personen mit einer sogenannten arbeitsmarktpolitischen Maßnahme, 22 Prozent mehr als noch vor einem Jahr. Der Einstieg in den Arbeitsmarkt gelang bei 1.061 Personen – darunter 762 unmittelbar in den ersten Arbeitsmarkt. Das waren neun Prozent mehr als noch im Vorjahr“, so Schüßler. Langzeitarbeitslose profitieren auch von der wirtschaftlichen Lage und der hohen Arbeitskräftenachfrage. „Auch vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung und einer Verknappung des Arbeitskräfteangebots gibt es hier ein Potenzial, das die Unternehmen noch stärker nutzen sollten. Über 80 Prozent haben eine abgeschlossene Schulausbildung und fast die Hälfte einen Berufsabschluss. Und in den Fällen, wo noch eine innerbetriebliche Einarbeitung oder Qualifizierung erforderlich ist, können wir und das Jobcenter die Arbeitgeber finanziell unterstützen“, so Schüßler weiter.
Unterbeschäftigung unter Vorjahreswerten
Regelmäßig weist die Bundesagentur für Arbeit die Unterbeschäftigung in verschiedenen Betrachtungen aus. Die gesamte Unterbeschäftigung einschließlich der Zahl der gemeldeten Arbeitslosen wird für Juni auf 34.726 Personen berechnet. Die Unterbeschäftigungsquote, die die gesamte Entlastung durch die Arbeitsmarktpolitik umfasst, ist in Düsseldorf im Jahresvergleich mit 10,4 Prozent um 0,7-Prozentpunkte gesunken. Auch die Arbeitslosenquote war im Jahresvergleich um 0,7-Prozentpunkte gesunken. Perspektivisch ist mit einer steigenden Unterbeschäftigung zu rechnen. Dies ist im Zusammenhang mit den zunehmenden Arbeitsmarkteintritten von geflüchteten Menschen zu sehen. Die besonders aktive Arbeitsmarkt- bzw. Integrationspolitik in diesem Bereich führt dann zu einer unterschiedlichen Entwicklung von Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung.
Nachfrage nach Arbeitskräften auf hohem Niveau
Auch im Juni blieb die Nachfrage nach Arbeitskräften auf hohem Niveau. Knapp 1.500 neue offene Stellen wurden im Laufe des Monats für eine Beschäftigung auf dem ersten Arbeitsmarkt gemeldet. Damit wurden seit Jahresbeginn über 10.900 Stellen gemeldet, über 700 oder sieben Prozent mehr als von Januar bis Juni im letzten Jahr. Am Monatsende waren noch 6.556 offene Stellen unbesetzt, 1.212 mehr als vor einem Jahr. „Grund für die starke Kräftenachfrage ist die weiterhin positive wirtschaftliche Lage. Für den weiteren Jahresverlauf rechne ich – wenngleich moderater – mit einer Fortsetzung des Trends“, so Schüßler. Im Zuge dessen besteht weiterhin ein sehr hoher Arbeitskräftebedarf bei den Unternehmen. Zuwächse gab es bei den Unternehmen und Organisationen im Umfeld des Flüchtlingsmanagements. Eine große Zahl gemeldeter Stellen entfällt auf das Gesundheits- und Sozialwesen, den Handel und das Hotel- und Gaststättenwesen. Aber auch bei den unternehmensnahen Dienstleistungen und den IT-Berufen ist der Bedarf an neuen Arbeitskräften hoch.
Integration von geflüchteten Menschen braucht Zeit
Aktuell betreuen Arbeitsagentur und Jobcenter über 4.400 geflüchtete Menschen, die aus den acht zugangsstärksten Herkunftsländern mit guter Bleibeperspektive (Afghanistan, Eritrea, Irak, Iran, Nigeria, Pakistan, Somalia, Syrien) in Düsseldorf leben. Rund 60 Prozent von ihnen kamen aus Syrien. Über 3.300 oder 74 Prozent der geflüchteten Menschen sind in der Altersgruppe unter 35 Jahren und damit auch ein Potenzial für eine berufliche Ausbildung. „Wir haben ein breites Maßnahmenspektrum mit rund 3.600 Plätzen und einem hohen Anteil von Spracherwerb und Vermittlung von beruflichen Kenntnissen. Durch die frühzeitige Aktivierung und Förderung von geflüchteten Menschen wird ein Beitrag zur Bewältigung der Herausforderungen des demografischen Wandels, insbesondere zur Sicherung des Arbeits- und Fachkräfteangebots geleistet. Gleichzeitig wird dem Risiko späterer Hilfebedürftigkeit mit Bezug staatlicher Fürsorgeleistungen wirksam begegnet. Mit einer schnellen Integration in den Arbeitsmarkt ist aber nicht zu rechnen“, so Schüßler. Am Anfang steht das Erlernen der deutschen Sprache. Die Zuwanderung geflüchteter Menschen wird sich perspektivisch auf die Arbeitslosigkeit auswirken.
Der aktuelle Ausbildungsmarkt – vieles geht noch
Bislang haben die Betriebe und Verwaltungen von Oktober bis Juni 3.939 Berufsausbildungsstellen zur Besetzung gemeldet – nur geringfügig weniger als im Vorjahreszeitraum. 3.178 Bewerberinnen und Bewerber, 167 oder fünf Prozent weniger als im Vorjahr, haben mit dem Ziel einer Berufsausbildung bislang die Hilfen der Berufsberatung in Anspruch genommen. Darunter waren 256 junge Menschen aus den Asylzugangsländern, 34 mehr als noch vor einem Jahr. Aus dem Vergleich gemeldete Bewerber und gemeldete Ausbildungsstellen ergibt sich eine Angebots-Nachfragerelation von 1 zu 1,24. Rein rechnerisch kommen damit auf 100 Bewerber 124 Ausbildungsstellen. Damit ist die Situation in Düsseldorf deutlich günstiger als in NRW und auch günstiger als im letzten Jahr.
Zurzeit suchen in Düsseldorf noch 1.126 junge Menschen einen Ausbildungsplatz. „Die jungen Menschen sollten möglichst nicht ohne Ausbildungsvertrag in die Sommerferien starten. Aktuell gibt es noch 1.855 unbesetzte Ausbildungsstellen in 140 verschiedenen Berufen von A wie Altenpfleger/in bis Z wie Zerspanungsmechaniker/in. Wer sich jetzt aktiv um eine Ausbildung auch in einem Alternativberuf bemüht, hat gute Chancen nach den Ferien ins Berufsleben zu starten“, rät Schüßler. Immer mehr Arbeitgeber bekommen den demografischen Wandel zu spüren und erhalten weniger Bewerbungen auf Ausbildungsplätze als in den früheren Jahren. An die Unternehmen appelliert Schüßler, auch den Jugendlichen eine Chance zu geben, die nicht zu 100 Prozent dem Profil entsprechen, um sich ihre Fachkräfte für morgen zu sichern. Dabei kann die Arbeitsagentur mit besonderen Förderleistungen wie der „Assistierten Ausbildung“ und den „Ausbildungsbegleitenden Hilfen“ unterstützen. Arbeitgeber können ihre freien Ausbildungsplätze unmittelbar dem gemeinsamen Arbeitgeber-Service von Arbeitsagentur und Jobcenter oder über die Hotline 0800 4 5555 20 mitteilen und sich auch über die Förderleistungen informieren. Jugendliche und junge Erwachsene können sich bei der Berufsberatung über die gebührenfreie Hotline 0800 4 5555 00 melden.