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Herbstempfang des Handwerks

Terroranschlag von Paris beherrschendes Thema auch beim Herbstempfang des Handwerks – 350 Gäste beim „Treffpunkt Handwerk“ am Georg-Schulhoff-Platz. Ehlert erneuerte Angebot des Wirtschaftsbereichs zur Integration der Flüchtlinge: Die fürchterliche Anschlagserie von Paris überschattete am Dienstag auch den „Treffpunkt Handwerk – Herbstempfang“ der Handwerkskammer am Georg-Schulhoff-Platz. Nicht nur als Gesprächsthema Nr. 1 unter den 350 geladenen Teilnehmern, sondern auch in den Ansprachen des Spitzengastes und des Gastgebers. „Eine Feierstunde wie diese will ein arbeits- und erfolgreiches Jahr möglichst freudig und gesellig runden. Angesichts der Kriege und des gegenwärtigen Terrors fällt eine solche Zielsetzung heute schwer“, eröffnete Kammerpräsident Andreas Ehlert den Abend. Und versicherte den anwesenden Generalkonsul Frankreichs, Vincent Muller, der tiefen Anteilnahme der Handwerker.

Ministerpräsidentin Hannelore Kraft bekräftigte ihre Solidarität mit den Angehörigen der Opfer und der gesamten französischen Nation. Ausdrücklich würdigte sie die Bemühungen des Handwerks um eine Kultur nachhaltiger Eingliederung der in Nordrhein-Westfalen eintreffenden Flüchtlinge: „Ohne ein starkes Handwerk, ohne Sie, ließen sich diese und viele andere Herausforderungen nicht bewältigen. Ich danke an dieser Stelle ausdrücklich allen, die schon jetzt dazu beitragen, dass Flüchtlinge bei uns eine Ausbildung und Arbeit erhalten. Dieses Engagement ist vorbildlich und ein wichtiger Schritt zur gelebten Integration“, so die Regierungschefin wörtlich. „Für mich ist klar, dass wir nur mit einem starken Handwerk unsere gesellschaftlichen Ziele erreichen. Das gilt nicht allein für Beschäftigung und wirtschaftliches Wachstum, sondern auch für die Themen Energiewende, demographischer Wandel oder für den Bau von Unterkünften für Menschen, die bei uns Asyl suchen.“

Zuvor bereits hatte Ehlert das Angebot des Handwerks bekräftigt, „mit aller Macht zur gesellschaftlichen und beruflichen Aufnahme der vor Krieg und Vertreibung Geflohenen beitragen“ zu wollen. „Qualifikation ist der Schlüssel zur beruflichen Integration. Das gilt auch und ganz besonders für diejenigen, die gezwungen waren und sind, vor Krieg in ihrem Heimatland zu fliehen. Ich will für das Handwerk in einigen Jahren sagen können: „Wir haben unseren Beitrag geleistet.“ 105 Werkstätten stehen im NRW-Handwerk bereit für vorbereitende Maßnahmen, Praktika, betriebliche und überbetriebliche Qualifizierung. Fordern Sie uns!“, wandte sich der Kammer- und Landeshandwerkspräsident Ehlert direkt an Ministerpräsidentin Kraft.

Das Verhältnis zwischen Handwerk und Landeregierung bezeichnete der Kammerchef, der auch Präsident des Nordrhein-Westfälischen Handwerkstags ist, als „von wechselseitigem Vertrauen und Wertschätzung geprägt“. Dies belege auch der Umstand, dass neben der Ministerpräsidentin auch der NRW-Minister für Arbeit, Integration und Soziales, Rainer Schmeltzer, in Nachfolge seines im vergangenen Jahr mit dem „Georg-Schulhoff-Preis“ der Kammer ausgezeichneten Amtsvorgängers, Guntram Schneider, am diesjährigen Herbstempfang teilnehme. Ehlert würdigte ferner die im neuen Mittelstands-Förderungsgesetz verankerten Clearingverfahren als „maßgeblichen Schritt gegen Überregulierung und für den Bürokratieabbau“ und informierte über aktuelle Erfolge auf dem handwerklichen Ausbildungsmarkt – „trotz rückläufiger Schulabgängerzahlen und eines verstärkten Trends zu Abitur und Studium. Wir haben Antworten gefunden, beide Qualifizierungswelten miteinander zu verbinden,“ bekundete Ehlert, der außerdem die Gelegenheit nutzte, den erneuten Vorstoß des DGB, eine Ausbildungs-Zwangsabgabe zu fordern, als „unsinnig und kontraproduktiv“ zu geißeln. Ehlert mahnte seinerseits eine bessere Versorgung der Berufskollegs mit Fachlehrern an. Es gehe hier „um nichts weniger als um die Funktionsfähigkeit der dualen Ausbildung.“ Deren Wert für Wachstum und Beschäftigung könne „kaum unterschätzt werden. Weil berufliche Bildung ein Wissen vermittelt, das anders als die reine Wissenschaft nicht abstrakt und zweckfrei ist, sondern auf konkrete Lösungen für die Praxis ausgerichtet. Und weil sie viele Menschen dazu befähigt, Autor ihres eigenen Lebens zu werden,“ so der Kammerchef, der seiner Hoffnung Ausdruck verlieh, die neu eingerichtete Enquete-Kommission Handwerk im Landtag werde „zu profunden analytischen Erkenntnissen und Handlungsempfehlungen zur Weiterentwicklung der Berufsausbildungswesens im Lande“ führen.

Beide Redner belohnte starker Applaus der Gäste, unter ihnen ein Dutzend Bundestags- und Landtagsabgeordnete, Regierungspräsidentin Anne Lütkes und zahlreiche Repräsentanten aus Ministerialverwaltung und Kommunen. Mit musikalischen Leckerbissen wusste das Bläser-Septett der Georg-Schulhoff-Realschule zu überzeugen.