Virtuelles Klassenzimmer im Handwerk
Azubis der Orthopädieschuhtechnik surfen ab sofort durch den Prüfungsstoff: Im Rheinland und in Westfalen können sich die Lehrlinge der Orthopädieschuhtechnik nun auch per Internet auf den Lernstoff und ihre Abschlussprüfung vorbereiten. Die Innung bietet allen neuen Azubis einen kostenlosen Zugang zur Internetlernplattform Moodle an – und ist damit in diesem Handwerk bundesweit die erste ihrer Zunft.
Mit der neuen Internetlernplattform will die Innung die Ausbildung zeitgemäßer gestalten und auch den lernschwächeren Lehrlingen vielfältige Möglichkeiten bieten, sich den Lernstoff anzueignen. „Das Lernen im Internet gewinnt immer mehr an Bedeutung. Daran kommt auch das Handwerk nicht vorbei. Das haben wir uns als Innung zunutze gemacht und mit diesem berufsbegleitenden Unterrichtsprogramm einen Anreiz zum Lernen geschaffen“, sagt Karl Schmenk, Lehrlingswart der Innung aus Essen. Damit sei die Innung, so Schmenk, bundesweit die einzige im Orthopädieschuhmacherhandwerk, die Moodle als Vorbereitung zur Gesellenprüfung einsetzt.
Die Lehrlinge können mit diesem Kursmanagementsystem vor allem prüfungsrelevante Themen nacharbeiten. Dabei surfen die Orthopädieschuhmacher in spe durch die medizinische Orthopädie genauso wie die Material- und Maschinenkunde oder die Prothetik. Jedes Kapitel endet mit einem Test zum neu erworbenen oder nachgearbeiteten Know-how. Die Testergebnisse werden im Gegensatz zu den meist in der wissenschaftlichen Ausbildung genutzten Lernplattformen nicht benotet. Vielmehr soll der Azubi erkennen, wo seine Schwächen bei der theoretischen Ausbildung liegen und auf welches Fach er ein größeres Augenmerk legen sollte.
Ein halbes Jahr lang haben die Experten der Innung, die Orthopädieschuhmachermeister Kai Bröring aus Südlohn und Christian Gebhardt aus Emsdetten, an dem komplexen System getüftelt. Die Lehrlinge des jetzigen zweiten Ausbildungsjahres übernahmen dabei die Funktion der Testazubis. Und so funktioniert das Lernen per Moodle: Mit einem Passwort loggt sich der Azubi auf die Lernplattform ein. Dort legt er dann fest, in welchen Online-Kurs er einsteigen will. Der Inhalt jedes Kurses entspricht genau den Themen, die am Schluss der dreieinhalbjährigen Lehrzeit in der Gesellenprüfung abgefragt werden.
Doch am Ende der Entwicklung sieht Gebhardt die Plattform der Innung noch nicht. „Wir werden die Lehrlinge regelmäßig zu Ihrer Meinung über Moodle befragen, ob wir es ergänzen oder ändern müssen. Diese Lernplattform soll keine Einbahnstraße sein. Wir setzen auf den Dialog“, sagt der Experte. Einzig allein die Ergebnisse seiner Moodle-Prüfungstests solle der Azubi für sich behalten. Denn die würden weder überprüft oder gar gespeichert. Darauf legt die Innung wert. „Letztendlich wollen wir durch das neue Medium den Lehrling dazu motivieren, sein Oberstübchen in bestimmten Fächern auf Vordermann zu bringen, und das nicht allein auf die herkömmliche Art und Weise“, sagt Schmenk.