Top-Qualifizierung ist Basis für das Erreichen der Klimaziele

„Build Up Skills“ ist eine europäische Initiative und beschäftigt sich mit der jeweiligen nationalen Aus- und Fortbildungssituation im Bausektor in den Bereichen Energieeffizienz und erneuerbare Energien. Der Zentralverband des Deutschen Handwerks hat in Deutschland die Federführung für die Initiative, die noch bis April 2013 läuft. In der „Deutschen Handwerks Zeitung“ erklärt ZDH-Generalsekretär Holger Schwannecke die Ziele.Was will Build Up Skills?

Schwannecke: Die Europäische Kommission will mit ihrer Initiative eine ausreichende Zahl an qualifizierten Fachkräften sicherstellen, um die ehrgeizigen europäischen Klimaziele zu erreichen. 30 europäische Länder führen Projekte im Rahmen dieser Initiative durch. Dabei wird die aktuelle Aus- und Fortbildungssituation im Bausektor in den Bereichen erneuerbare Energien und Energieeffizienz analysiert und zusätzlich der Fachkräfte- und Qualifizierungsbedarf bis 2020 definiert. Ziel ist es, eine „Roadmap“, also einen Plan zu erstellen. Dieser soll zusätzlich benötigte Qualifizierungsmaßnahmen definieren bzw. Anpassungen der Qualifizierungsmaßnahmen beschreiben, die notwendig sind, um die Klimaziele zu erreichen

Was hat der Bauhandwerksbetrieb davon?

Schwannecke: Das Projekt schafft Transparenz im Angebot an Fort- und Weiterbildungen in den Bereichen erneuerbarer Energien und Energieeffizienz. Die Betriebe können entscheiden, welche Kurse ihnen zusätzliche Qualifikationen bieten. Diese können Grundlage für eine Erweiterung des Produkt- oder Dienstleistungsangebots des Betriebes sein. Die Projektergebnisse können für die zukünftige Personalentwicklung und -planung genutzt werden.

An dem Programm sollen alle EU-Staaten mitarbeiten. Wer koordiniert eine solch komplexe Recherche?

Schwannecke: Die Einhaltung der Projektvorgaben wird von der EACI (Executive Agency for Competitiveness and Innovation) der Europäischen Kommission koordiniert und kontrolliert. Darüber hinaus werden die einzelnen Projekte eigenverantwortlich durchgeführt. Die Projektziele werden dabei für das jeweilige Land umgesetzt – in Deutschland auch unter Berücksichtigung der nationalen Klimaziele.

Haben die anderen EU-Staaten überhaupt ein ähnliches Interesse wie Deutschland mit seinem Alleinstellungsmerkmal „Energiewende“ oder ist Deutschland vielleicht zumindest bildungspolitisch schon viel weiter?

Schwannecke: Hauptfokus der Initiative ist die erfolgreiche Umsetzung der Energieziele der EU. Diese gelten für alle EU-Staaten in gleichem Maße. Dass in 30 Staaten die Projekte durchgeführt werden, zeigt ja das Interesse.

Besteht nicht die Gefahr, dass nationale Interessen in den Vordergrund rücken und sich die einzelnen Teilnehmerländer ihre Fachkräfte untereinander streitig machen oder gute Leute eventuell in hohem Maße aus Deutschland abgeworben werden?

Schwannecke: Erste Ergebnisse der durchgeführten Analyse der Aus- und Fortbildungen in diesen Bereichen zeigen, dass die notwendigen Qualifikationen über die Gesamtheit der Berufe in Deutschland weitestgehend abgedeckt werden. Die ausführliche Lückenanalyse findet jedoch erst in den nächsten Monaten statt. Gut qualifizierte Fachkräfte schaffen vor allem große Potentiale für die Betriebe – denn diese können sich im Rahmen der Umsetzung der EU-Klimaziele auch international neue Märkte erschließen. Ich kann deutsche Betriebe nur zum Gang über die Grenzen ermuntern, sie haben nach unseren ersten Ergebnissen allemal das Potential dazu.

Quelle: ZDH | Interview: Frank Muck