Deutschland braucht Meister und Master

Die duale Ausbildung ist das Rüstzeug für den beruflichen Erfolg, schreibt ZDH-Präsident Hans Peter Wollseifer in einem Namensbeitrag für das Stader Tageblatt. Er appelliert an die Gesellschaft, jungen Menschen mit beruflichen Abschlüssen ach die Anerkennung zu geben, die sie verdient haben.

„Wir leben in einer Gesellschaft, die Abitur und Studium zum großen Ziel für ihre Kinder erklärt hat. 50 Prozent eines Jahrgangs setzen sich akademische Ziele! Dabei sind berufliche und akademische Bildung längst gleichwertig. Das ist zuletzt durch die Einstufung von Meisterbrief und Bachelorabschluss auf einer Ebene im Deutschen Qualifikationsrahmen besiegelt worden. Und wer Karriere mit Lehre und Meisterbrief gemacht hat, steht mit Berufszufriedenheit und Einkommen Akademikern nicht nach.

Duale Ausbildung ist letztlich der „goldene Boden“ im Handwerk – sie ist das Rüstzeug für den beruflichen Erfolg. Das muss schon an den allgemeinbildenden Schulen vermittelt werden. Das Handwerk setzt daher auf frühzeitige und ausführliche Berufsorientierung. In allen Schulformen – auch auf dem Gymnasium!

Das Handwerk nimmt auch die Hochschulen für Partnerschaften ins Visier. Viele Studienaussteiger entdecken ihre praktische Begabung und finden erst im Handwerk berufliche Erfüllung. Wir führen sie auf den Weg zum Handwerksmeister und Unternehmer. Ihr Erfolg widerlegt die oft erzählte Mär vom „Abstieg“.

Zu recht wird dazu die Frage gestellt: Ist das Handwerk nicht die Heimat der Haupt- und Realschüler? Wo bleiben diese? Eine Analyse hat bestätigt, was Handwerksmeister ebenfalls berichten: Es findet kein Verdrängungswettbewerb statt. Im Gegenteil: Angesichts der insgesamt sinkenden Zahl von Schulabgängern in Deutschland ist der Anteil von Hauptschülern in der Ausbildung stabil.

Wir wollen aber noch mehr – und vor allem qualifizierte – Hauptschüler! Wir gehen in Brennpunktschulen, sprechen in Gemeinden vor, besuchen Jugendhäuser. Mit mehrsprachigen Beratern, vor allem aber mit Jugendlichen, die von ihren Erfolgen in der Ausbildung berichten können. Schulversuche mit Praktika und intensiver Berufsorientierung beweisen, dass Hauptschüler schnell ihre schulische Leistung steigern, wenn sie wissen, wofür sie lernen.

Ganz wichtig ist es, den jungen Menschen, die nach Abschlüssen in der beruflichen Bildung streben, die persönliche und gesellschaftliche Anerkennung zu geben, die sie sich verdient haben. Da appelliere ich an Eltern und Lehrer, Familien und Freunde. Ob Geselle oder Bachelor, ob Meister oder Master – wir brauchen immer beide.“

Quelle ZDH