Handwerk bemüht sich auch um schwächere Schulabgänger

Handwerksbetriebe haben sich längst auf schwächere Ausbildungsanfänger eingestellt. Im Interview mit der Rheinischen Post (30. Juli 2014) sagt ZDH-Geschäftsführer Dirk Palige: „Die Unterstützung reicht von Nachhilfe bei Wissensdefiziten bis hin zu ausbildungsbegleitenden Hilfen gemeinsam mit den Arbeitsagenturen.“

Wie viele Ausbildungsplätze sind derzeit im deutschen Handwerk noch unbesetzt?

Dirk Palige: Ende Juni wurden aktuell 30.000 freie Ausbildungsplätze in den Online-Börsen der Handwerkskammern angeboten, 10 Prozent mehr als vor Jahresfrist.

Warum ist das so?

Dirk Palige: Das Ausbildungsplatzangebot ist groß und vielfältig. Doch Nachfrage und Angebot passen regional und berufsbezogen offenbar nicht zusammen – das Problem der „Passung“. Handwerksorganisationen und Bundesagentur für Arbeit bemühen sich über intensive Berufsberatung, die jungen Menschen über Entwicklungsmöglichkeiten in Ausbildungsberufen zu informieren, die sie bislang noch nicht kannten. Zudem wird über Jugendwohnheime und Berufsausbildungsbeihilfe informiert, um auch eine Bewerbung außerhalb der Heimatregion zu ermöglichen.

Hat sich die Ausbildungsfähigkeit der Jüngeren in letzter Zeit verbessert und wenn ja, warum?

Dirk Palige: Viele Handwerksbetriebe haben sich auf schwächere Ausbildungsanfänger eingestellt. Die Unterstützung reicht von Nachhilfe bei Wissensdefiziten bis hin zu ausbildungsbegleitenden Hilfen gemeinsam mit den Arbeitsagenturen. Außerdem helfen ehrenamtliche Mentoren, wenn während der Ausbildung private oder berufliche Probleme auftauchen.

Warum sind Azubis in Deutschland nach wie vor im Schnitt erst 19,2 Jahre, wenn sie eine Ausbildung beginnen?

Dirk Palige: Viele Jugendliche streben heute eher einen höheren Schulabschluss an und starten dadurch später mit der Ausbildung. Viele Jugendliche entschließen sich, erst einmal weitere schulische Angebote anzunehmen, weil sie orientierungslos und ihnen die Möglichkeiten der beruflichen Bildung unbekannt sind. Das Handwerk engagiert sich daher für eine verbesserte Berufsorientierung an allen Schulen.

Quelle: ZDH

Interview: Birgit Marschall