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manu factum 2013: Neun Staatspreisträger im NRW-Kunsthandwerk ausgezeichnet

Minister Duin lobt „innovative Leistung des gestaltenden Handwerks“ bei der 26. Landesausstellung vom 14. Juli bis 8. September im Museum für Kunst und Kulturgeschichte in Dortmund.

Feierliche Preisverleihung anlässlich der 26. manu factum am Wochenende in Dortmund: In einer Feierstunde mit rund 250 geladenen Gästen, darunter Landtagsvizepräsident Oliver Keymis und der Präsident des Westdeutschen Handwerkskammertages, Willy Hesse, überreichte NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin die Staatspreise im Kunsthandwerk NRW. „Die teils noch jungen Preisträger beweisen mit funktionellen, durchdachten und handwerklich perfekt gestalteten Arbeiten ihre Ausnahmestellung. Für die Entwicklung der Kreativwirtschaft in NRW kann die innovative Leistung des gestaltenden Handwerks nicht hoch genug eingeschätzt werden.“, so der Minister in seiner Laudatio. Nirgends, sagte Duin weiter, sei der Beitrag des Handwerks in Produktion und Gestaltung so offensichtlich wie im Kunsthandwerk. Es sei daher gut und richtig, dass seit der ersten Vergabe des Preises im Jahr 1961 mehr als eine Million an Preisgeldern an über 200 Preisträger ausgezahlt wurden.

Auch Otto Kentzler, Präsident der Handwerkskammer Dortmund, lobte in seinem Grußwort die „Gebrauchswerte, die das alltägliche Leben wirklich bereichern“ und „das schöpferische Potential des Handwerks von seiner besten und schönsten Seite“ zeigen. Mit dem Oberbürgermeister der Stadt Dortmund, Ullrich Sierau, freute sich Museumsdirektor Wolfgang Weick darüber, dass die Landesausstellung manu factum erstmals sein zehn Jahren wieder in Dortmund stattfindet. Das Museum für Kunst und Kulturgeschichte bietet den idealen Rahmen für die besten Kunsthandwerker aus Nordrhein-Westfalen, die hier vom 14. Juli bis 8. September einen Querschnitt ihres Könnens vom klassischen Kunsthandwerk bis zur Angewandten Kunst präsentieren.

Begeistert zeigten sich die Besucher dann auch beim anschließenden Rundgang durch die neu eröffnete Ausstellung mit insgesamt 107 Exponaten aus den Bereichen SCHMUCK, GERÄT AUS METALL, HOLZ, TEXTIL/LEDER, KERAMIK, STEIN, GLAS und FOTOGRAFIE/PAPIER. Über 300 Bewerbungen waren zuvor im Wettbewerb zur diesjährigen manu factum eingereicht worden, die traditionell gemeinsam von Landesregierung und der Arbeitsgemeinschaft des Kunsthandwerks (AdK NRW) ausgerichtet wird. Eine Fachjury bestehend aus Vertretern der Landesregierung, des (Kunst)Handwerks, der Wissenschaft, des Deutschen Werkbundes und der Museen vergab acht Staatspreise sowie einen Sonderpreis im Bereich STEIN. Alle zwei Jahre werden mit dem bedeutendsten und mit insgesamt 45.000 Euro am höchsten dotierten Preis im Kunsthandwerk in Deutschland herausragende Leistungen kunsthandwerklichen Schaffens gewürdigt.

Der virtuose Umgang mit dem Material und die handwerklich präzise Verarbeitung stehen bei dieser manu factum klar im Vordergrund. So zu sehen beispielsweise bei Thomas Fröhlich, der mit seiner Interpretation der Bugholztechnik „einen eleganten und leichten Stuhl entwickelte“ und die Jury mit seinem souveränen Entwurf beeindruckte. Neben dem Düsseldorfer kommen zwei weitere Preisträger aus dem Bereich der Handwerkskammer Düsseldorf: die Wuppertalerin Christine Ruff erhielt den Keramik-Preis für eine Gruppe aus vier Schalen. In ihrer für das hier angewandte Gießverfahren ungewöhnlichen Form und Größe vollziehen sie den „Schritt vom exzellent gemeisterten Handwerk zur Skulptur“. Jörg-Schulze-Roloff kombinierte für seine Bank einen massiven Betonkörper als Sitzfläche mit zwanzig spielerisch angeordneten Holzbeinen und gab seiner Arbeit den stimmigen Titel „Tausendfüßler“. Das gelungene Sitzmöbel brachte ihm den Sonderpreis im Bereich Stein ein.

Textildesignerin Katrin Sundmäker aus Bielefeld, so heißt es in der Begründung der Jury, „strebt danach, individuelle Gestaltung mit hohen Ansprüchen an Material und Verarbeitung zu verbinden und gleichzeitig einen Beitrag zur Nachhaltigkeit zu leisten.“ Auch für ihren Parka verwendete sie Recycling-Materialien und setzte unterschiedliche – funktionelle wie modische – gestalterische Akzente. Ein tragbares Gesamtkunstwerk! Ursprünglich aus Dresden stammt der Glaskünstler Torsten Rötzsch, der in Petershagen lebt und arbeitet. Bei seinem freien Glasobjekt mit dem feinen, netzartigen Dekor wurde die außerordentlich hohe Qualität der handwerklichen Ausführung prämiert.

Bildhauerische Anmutung besitzt der Trinkbrunnen aus schwarzem Basalt von Katrin Gräfrath aus Much. Hier besticht vor allem die ausgewogene, konsequent durchkomponierte Gestaltung.

Gleiches gilt für die Auszeichnung im Werkbereich Gerät aus Metall. Sara Mellone „faltet“ den Werkstoff, als sei es Stoff, nicht Aluminium – und formt so Bank und zwei Hocker. Faszinierend: Das verblüffend einfache Prinzip von Gestaltung und Herstellung. Und noch zwei weitere Ge-stalter aus dem Aachener Raum konnten sich über die begehrten Auszeichnungen freuen:

Karolin Reiß verband in ihrem Entwurf für ein Tapetendesign in vorbildlicher Weise Elemente aus den beiden Teilbereichen Papier und Fotografie. Die Jury attestierte ihr „hohe Abstraktions-fähigkeit, Experimentierfreude, Fantasie“ und lobte die professionelle Präsentation. Auch im Bereich Schmuck wurde der in formaler wie technischer Hinsicht innovative Ansatz hervorgehoben: Sarah Ried schuf eine Schmuckserie, hergestellt im Rapid-Prototyping-Verfahren, die so variabel ist, dass die Trägerin selbst kreativ werden kann.

Die Ausstellung ist noch bis zum 8. September 2013 in Dortmund zu sehen. Die Öffnungszeiten: Di., Mi., Fr., So. 10 bis 17 Uhr, Do. 10 bis 20 Uhr, Sa. 12 bis 17 Uhr. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog zum Preis von 15 Euro, erhältlich im Museum.

 Foto: Manfred Grünwald | Die Staatspreisträger mit Minister Garrelt Duin (2. v.li.), HWK-Präsident Otto Kentzler (6. v.li.), Oberbürgermeister Ullrich Sierau (2. v.re.) und der AdK-Vorsitzenden Roos Arntz-van Doren (re.)

Die Preisträger (v. li.): Thomas Fröhlich, Katrin Sundmäker, Torsten Rötzsch, Christine Ruff, Katrin Gräfrath, Jörg Schulze-Roloff, Sara Mellone, Sarah Ried. Nicht im Bild ist die Preisträgerin Karolin Reiß.

Die Preisträgerinnen und Preisträger 2013: Thomas Fröhlich, Düsseldorf (Holz), Sara Mellone, Aachen (Gerät aus Metall), Katrin Gräfrath, Much (Stein), Karolin Reiß, Aachen (Fotografie / Papier), Sarah Ried, Erkelenz (Schmuck), Torsten Rötzsch, Petershagen (Glas), Christine Ruff, Wuppertal (Keramik), Katrin Sundmäker,

Bielefeld (Textil / Leder), Sonderpreis: Jörg Schulze-Roloff, Willich (Stein)

Ausstellungsdauer: 14. Juli bis 8. September, Museum für Kunst und Kulturgeschichte, Hansastraße 3, 44137 Dortmund. Öffnungszeiten: Di., Mi., Fr., So. 10 bis 17 Uhr, Do. 10 bis 20 Uhr, Sa. 12 bis 17 Uhr. Katalog 15,- Euro (erhältlich im Museum oder über die Arbeitsgemeinschaft des Kunsthandwerks NRW, Georg-Schulhoff-Platz 1, 40221 Düsseldorf, Tel. 0211 – 87 95-391).